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Pflege hilfsbedürftiger Igel |
Im Spätherbst kommen oft Tierfreunde zu uns und möchten
einen kleinen Igel abgeben.
Wir haben leider in unserem Verein nicht die Möglichkeiten
Igel oder andere Wildtiere aufzunehmen und über längere
Zeit zu betreuen. Deshalb möchten wir Ihnen hier auf dieser
Seite einige Informationen zur Unterbringung, Versorgung, ect.
des Igels geben ...
Achtung: Wenn es Ihnen unter keinen Umständen möglich
ist einen hilfsbedürftigen Igel aufzunehmen bzw. unterzubringen
und artgerecht zu versorgen, organisieren wir eine Pflegestelle. |
Generell ist es verboten, Tiere der besonders geschützten
Arten - und dazu zählt der Igel - aus der Natur zu entnehmen.
Dies gilt auch für den eigenen Garten! Das Bundesnaturschutzgesetz
erlaubt jedoch, Igel, auf die eine der folgenden Definitionen
zutrifft, aufzuziehen bzw. gesund zu pflegen. Paßt keines
dieser Kriterien auf den Igel, den Sie gefunden haben, so setzen
Sie ihn bitte umgehend wieder am Fundort aus. Drohen ihm dort
jedoch Gefahren, bringen Sie ihn in ein Grüngelände
mit Unterschlüpfen.
Durch die rechtzeitige Einrichtung einer Futterstelle in den
nahrungsarmen Jahreszeiten (Frühjahr und Herbst) erübrigt
es sich oft, Igel in menschliche Obhut zu nehmen. |
Zufütterung im Freien: |
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Um das Futter (s. Ernährung) vor Vögeln, aber
auch vor Regen zu schützen, stellt man es abends
in ein mit mindestens zwei 10 x 10 cm kleinen Einschlupflöchern
versehenes Kistchen. Muß das Futter zusätzlich
noch vor Katzen geschützt werden, empfiehlt sich
der Bau eines Futterhauses mit verwinkeltem Eingang. Futterreste
müssen morgens unbedingt beseitigt und die Schüsseln
heiß gespült werden.
Wenn Sie unsicher sind, ob der Besucher Ihrer Futterstelle
wirklich nur hungrig oder vielleicht doch krank ist, wiegen
Sie den Igel, markieren ihn mit einem kleinen Tupfer Nagellack
auf den Stacheln und setzen Sie ihn wieder hinaus. Nach
einigen Tagen wiederholen Sie das Wiegen. Hat der Igel
nicht zugenommen, muß evtl. eingegriffen und der
Igel genauer untersucht werden. |
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Kriterien für die
Hilfsbedürftigkeit: |
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1. Verletzte Igel oder solche, die womöglich
tagelang ohne Futter und Wasser in Lichtschächten,
leeren Schwimmbecken oder ähnlichem gefangen waren.
2. Kranke Igel. Man erkennt sie meist daran, daß
sie tagsüber herumlaufen, - torkeln oder -liegen.
Sie sind oft apathisch, kühl, rollen sich kaum ein,
sind häufig mager. Hinter dem Kopf sieht man eine
Einbuchtung, Schultern und Hüftknochen bilden sich
deutlich ab. Die Augen sind nicht rund, sondern schlitzförmig
und eingefallen. Tagaktivität ist beim Nachttier
Igel immer ein Alarmzeichen. Eine Ausnahme bilden allerdings
aufgestörte Igel. Zerstört man z.B. bei Gartenarbeiten
ein Igelnest, sucht sich auch ein gesundes Tier tagsüber
einen neuen Unterschlupf.
3. Verwaiste Igelsäuglinge, die sich tagsüber
außerhalb des Nestes aufhalten, geschlossene Augen
und Ohren haben und evtl. unterkühlt sind (frühestens
ab Juni/Juli, meist im Aug./Sept.).
4. Jungigel, die Anfang November deutlich weniger
wiegen als 500 g und am Fundort nicht zugefüttert
werden können.
5. Igel, die nach Wintereinbruch, d.h. bei Dauerfrost
und/oder Schnee herumlaufen. |
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Erste Hilfe - Checkliste: |
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1. Notieren Sie sich das Funddatum, die Uhrzeit,
das Gewicht und die genaue Fundstelle. Beginnen Sie damit
den 'Pflegebericht', in den Sie weiterhin Gewichtszunahme,
Tierarztbesuche usw. eintragen.
2. Untersuchen Sie den Igel in jedem Fall auf Verletzungen.
Inspizieren Sie auch Kopf, Bauchseite und Beine.
3. Unterkühlte Igel müssen aufgewärmt
werden. Eine Unterkühlung ist vorhanden, wenn sich
das Tier an der Bauchseite deutlich kälter anfühlt,
als Ihre Hand. Eine mit gut handwarmem Wasser gefüllte
Gummiwärmflasche - kein Heizkissen! - umwickelt man
mit einem Frotteehandtuch und legt sie in einen passenden,
hochwandigen Karton. Darauf setzt man den Igel und deckt
ihn mit einem weiteren Handtuch zu.
4. Baden Sie Igel nicht! Lassen Sie Flöhe
und Zecken vom Tierarzt entfernen.
5. Suchen Sie den Tierarzt möglichst bald
auf. Ihr Igel ist krank. Unterbringung und Ernährung
im Haus allein heilen das Tier nicht!
6. Richten Sie in einem Raum mit Zimmertemperatur
- nicht im Freien! - einen Auslauf für den Igel her.
Käfige, Obstkisten, Bade- oder Waschwannen sind keine
igelgemäßen Unterkünfte (s. Unterbringung).
7. Geben Sie Ihrem Igel zur Erstversorgung entweder
ein Schüsselchen mit Katzen- oder Hundedosenfutter
oder braten Sie ihm in der Pfanne ein Rührei mit
etwas Öl und ohne Gewürze. Zu trinken bekommt
er Wasser, niemals Milch. Igel ernähren sich in der
Natur von eiweiß- und fettreichen Insekten. Sie
sind keine Vegetarier, fressen also weder Obst noch Gemüse
(s. auch Ernährung).
8. Bei sehr schwachen Tieren können Sie zunächst
versuchen, ihnen mittels einer Plastikspritze ohne Nadel
etwas lauwarmen, ungesüßten Fenchel- oder Kamillentee
einzuflößen, danach auch Breinahrung, zum Beispiel
Rindfleischzubereitung ab 4. Monat der Firma Hipp-Babynahrung.
Auf alle Fälle sollten Sie ein solches Tier dem Tierarzt
oder einer Igelstation vorstellen.
9. Igel sind keine Haustiere und kein Kinderspielzeug,
sondern geschützte Wildtiere. Unterlassen Sie unbedingt
Zähmungsversuche. |
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Unterbringung: |
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Igel
sind Einzelgänger. Jeder Igel braucht also ein
eigenes Gehege. Nur ganz junge Igel aus einem Wurf vertragen
sich eine Zeitlang miteinander. Ein Igelgehege soll
mindestens 2 qm groß und absolut ausbruchsicher
sein. Die Höhe der Seitenwände muß 45
bis 50 cm betragen. Am besten fertigt man das Gehege
aus gut zu reinigenden, beschichteten Span- oder Hartfaserplatten
an, und stattet es wegen der Wärmedämmung
auch mit einem Boden aus. Diesen bedeckt man mit mehreren
Lagen Zeitungspapier (nicht mit Sägemehl, Katzenstreu,
Torf o.ä.), das man täglich (!) wechselt.
(siehe Abbildung "Igelgehege")
Als Schlafhäuschen wählt man einen oben zuklappbaren
Karton von ca. 30 cm Kantenlänge und versieht ihn
mit einem seitlichen Schlupfloch von ca. 10 x 10 cm.
Das Schlafhaus wird mit reichlich zerrissenem und zerknüllten
Zeitungspapier (kein Heu/Stroh, keine Lappen, keine
Holzwolle) gefüllt, das man bei Verschmutzung austauscht.
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Ernährung: |
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Igel sind Insektenfresser, doch in der Gefangenschaft
soll man sie nicht mit Schnecken, Regenwürmern
etc. ernähren, weil diese Überträger
von Innenparasiten sind. Milch bewirkt wegen ihres Milchzuckers
Durchfall, in der Folge Darmentzündungen und Infektionen,
die für den Igel tödlich enden können.
Futter und Wasser reicht man in kippsicheren, flachen
Glas- oder Porzellannäpfen. Gefüttert wird
in der Regel nur einmal täglich, und zwar abends.
Läuft jedoch ein offensichtlich hungriger Igel
auch tagsüber unruhig im Gehege herum, sollte man
ihm selbstverständlich Nahrung anbieten. Das gleiche
gilt für geschwächte Tiere, die die notwendige
Futtermenge oft nur in mehreren kleinen Portionen einnehmen.
Futterreste müssen weggeworfen und die Näpfe
täglich (bzw. nach jeder Mahlzeit) heiß gespült
werden.
Die erforderliche Nahrungsmenge ist von Igel zu Igel
verschieden. Sie hängt vom Körpergewicht und
vom Gesundheitszustand ab. Ein mittelgroßer Igel
frißt etwa eine Menge, die einen 150-g-Joghurtbecher
füllen würde. Maßstab für die richtige
Futtermenge bildet die Gewichtszunahme. Anfangs wird
der Igel täglich, später nur noch wöchentlich
gewogen. Man legt ihn dazu auf dem Rücken in die
Waagschale und pustet ihn ein bißchen an, damit
er ruhig hält. Wenn ein abgemagertes Tier Nachholbedarf
hat, kann es täglich 10 bis 20 g zunehmen, später
sollten es 7 bis 10 g pro Tag sein.
Pro Portion gibt man entweder einen Eßlöffel
Weizenkleie oder zwei Eßlöffel Futterhaferflocken
bzw. Igeltrockenfutter zum Fleisch, Ei oder Dosenfutter.
Evtl. feuchtet man die Mischung mit etwas Wasser an.
"Grundnahrungsmittel" für Igelfutter:
Katzen- oder Hundedosenfutter,
Eier (hartgekocht oder als Rührei),
Geflügelfleisch (gekocht) und
Rinderhackfleisch (roh nur ganz frisch, besser kurz
anbraten).
Als darunter zu mischende "Ballaststoffe"
(zur guten Verdauung unerläßlich)
eignen sich:
Weizenkleie, Futterhaferflocken oder Igeltrockenfutter.
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Winterschlaf: |
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Grundsätzlich ist anzustreben, gesund gepflegte
Igel bzw. aufgezogene Igeljunge noch im Herbst auszuwildern.
Erreicht ein in menschliche Pflege genommener Igel ein
für den Winterschlaf ausreichendes Gewicht (mindestens
500g, besser 600 bis 650g) jedoch erst sehr kurz vor
Wintereinbruch oder gar danach, muss man bis zum Frühjahr
warten, ehe man ihn in die Freiheit entlässt.
Doch sollte man einem gesunden Tier auch bei häuslicher
Überwinterung Gelegenheit zum Winterschlaf geben.
Zu diesem Zweck stellt man sein Gehege in ein kaltes
Zimmer, auf den Balkon, auf die Terrasse, in ein Gartenhäuschen,
oder man baut ein Freigehege im Garten. Kellerräume
sind meist ungeeignet, weil zu warm. Die Umgebungstemperatur
sollte möglichst der Außentemperatur entsprechen.
Bei Raumtemperaturen von mehr als 6 Grad fällt
der Igel lediglich in einen kräftezehrenden "Dämmerschlaf",
in dem er weder fressen noch winterschlafen kann. Daher
ist auch direkte Sonneneinstrahlung (Südseite)
zu vermeiden. Das bisher benützte Schlafhäuschen
setzt man in einen etwas größeren Karton,
besser noch in ein Holz- oder Spanplattenhäuschen
(etwa 40 cm Kantenlänge) und isoliert zwischen
beiden Häusern sowie Ober- und Unterseite mit reichlich
zusammengeknülltem Zeitungspapier. Selbstverständlich
schneidet oder sägt man auch in das Überhaus
ein deckungsgleiches Schlupfloch.
Nachdem man den Igel in sein Winterquartier gebracht
hat, füttert man ihn solange normal weiter, bis
er das Futter nicht mehr anrührt. Bis dahin können
einige Tage, aber auch Wochen vergehen. Auslauf und
Häuschen reinigt man nach wie vor.
Hat sich der Igel dann offensichtlich zum Winterschlaf
zurückgezogen, klebt man mit zwei Stückchen
Klebeband ein Blatt Toilettenpapier vor das Schlupfloch.
So kann man - ohne ins Schlafhaus zu fassen - auf einen
Blick erkennen, ob das Tier wieder aufgewacht ist und
nachts sein Häuschen verlassen hat oder ob es weiterschläft.
Für alle Fälle und als "Notration"
stellt man in das Gehege ein Schälchen mit Igel-
oder Katzentrockenfutter, dazu frisches Wasser.
Auch schlafende Igel muss man täglich kontrollieren!
Eine Unterbrechung des Winterschlafs bei steigenden
Temperaturen kommt hin und wieder vor. Dann füttert
man die normale, eiweißreiche Nahrung.
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Auswilderung: |
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Igel - auch solche, die in menschlicher Obhut Winterschlaf
halten - wachen meist Ende März bis Mitte April
auf und müssen nun wieder aufgefüttert werden.
Innerhalb von zwei bis drei Wochen erreicht oder übertrifft
der Pflegling das Gewicht, das er vor dem Winterschlaf
hatte (Aussetzgewicht von Jungigeln: ca. 700 -
800 g ). Ideal ist es, wenn er die Zeit bis zum Aussetzen
in einem Freigehege verbringen darf. Er kann dort seine
Muskeln trainieren und findet außer dem Futter
im Napf auch schon etwas natürliche Nahrung, was
ihm die Eingliederung in die Natur erleichtert.
Die Zeit zum Aussetzen ist gekommen, wenn im Frühjahr
Sträucher und Hecken ergrünt, die Nahrungstiere
des Igels wieder vorhanden sind, und auch die Geranien
in den Blumenkästen ins Freie kommen (ca. Ende
April bis spätestens Mitte Mai).
Soll der Igel im eigenen Garten ausgesetzt werden, baut
man einfach das Gehege ab, beläßt aber das
Schlafhaus und beschickt die Futterstelle weiterhin,
bis der Igel beides ignoriert.
Kennt man den Fundort des Igels, so ist er unbedingt
dort wieder hinzubringen. Igel haben ein gutes Ortsgedächnis!
Muß man ein Aussetzgelände suchen, ist zu
beachten, daß der neue Lebensraum Nahrung und
Deckung bietet. Nicht infrage kommen steile Hanglangen,
feuchte Böden, Flußufer, Überschwemmungsgebiete,
Nadel- und Laubhochwälder, ausgeräumte landwirtschaftliche
Flächen, die Nähe von nachts stark befahrenen
Straßen, Baustellen, Gebiete mit regelmäßigem
Insektizideinsatz. Die beste Zeit zum Aussetzen ist
die Abenddämmerung.
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Zahlreiche Beobachtungen haben ergeben, daß sich fachgerecht
aufgezogene und gesund gepflegte Igel gut in der Natur zurechtfinden.
Text mit freundlicher Genehmigung von Pro Igel e.V. © |
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Haben Sie einen Igel gefunden und benötigen weitere Hilfe zur Unterbringung? Bitte kontaktieren Sie folgende Anlaufstellen:
Verein "Stachelnasen Zwickauer Land e.V."
Telefon ( Region Chemnitz / Zwickau )
01525 / 640 28 54
Homepage: www.stachelnasen-zwickauer-land.de
oder
Tierrettung Chemnitz e.V.
Horst-Menzel-Strasse 12
09112 Chemnitz
Tel. 01573 58 000 22
Homepage: www.tierrettung-chemnitz.de
Können beide Vereine aus Kapazitätsgründen keine Unterbringung für den Igel finden, dann wenden Sie sich bitte an uns:
E-Mail: kontakt@tierasyl-chemnitz.de |
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