Jetzt
komme ich endlich auch mal zu Wort...
Gestatten, ich heiße Konrad und ich wohne
vorübergehend
hier....
Man, bei uns ist immer was los! Heute kommt ein neuer
Mensch, der bei uns im Tierheim mit helfen will. Dem werde
ich gleich erzählen, was er über unser Haus alles
wissen muss.
Als erstes werde ich ihn über unsere hygienischen Bedingungen
informieren:
Vor dem Betreten der Katzenzimmer immer die Hände desinfizieren,
weil wir ja keine Krankheiten übertragen wollen. Dann
wird ein Kittel übergezogen und zum Schluss müssen
noch Gummischuhe, die auf der Desi stehen. (...ach, Desi heißt
Desinfektion...) angezogen werden. Jedes Zimmer hat seine
eigene Kleidung.
Dann
steht Füttern auf dem Programm. Weil ja nicht alle auf
einmal dran kommen können, wird die Arbeit aufgeteilt.
Einige Menschen füttern die Tiere im ersten Stock, dann
geht´s mit anderen zum Quarantänezimmer, und dann
kommen die Großen in den Vermittlungszimmern
dran. Als letztes sind die kleinen Nager wie Meerschweinchen,
Hasen, Mäuse usw. an der Reihe ( ...mit denen würde
ich ja gerne mal spielen...). Aber aufgepasst manche Katzen
bekommen spezielles Futter. Sie sind krank und müssen
erst wieder aufgepäppelt werden. Haben die Menschen uns
alle erst mal gefüttert, geht`s in die zweite Runde.
Jetzt ist Großputz angesagt. Das heißt im Klartext,
dass alle Zimmer sauber gemacht werden müssen. Hoffentlich
vergesse ich jetzt nicht die Hälfte.
Also nochmal aufzählen:
wir brauchen frisches Wasser
die Toiletten müssen sauber gemacht werden
Wäsche wechseln
frisches Trockenfutter aufstellen
Fußboden säubern.
Zutrauliche Katzen dürfen auch gestreichelt werden und
die ganz kleinen Racker sowieso. Die sorgen dann dafür,
dass alles nicht so schnell geht, weil ja z. B. die Besen
oder Lappen sich besonders gut zum Spielen eignen. Manchmal
sind´s auch Schuhe.
Sind
alle Zimmer auf Vordermann gebracht, geht´s weiter mit
Aufwaschen, Katzentoiletten scheuern, Transportboxen sauber
machen, Katzenschaufeln säubern und desinfizieren, Futternäpfe
aufwaschen und desinfizieren, ebenso die Abfalleimer. Den
Geschirrspüler beladen, Wäsche zusammen....oh !
jetzt klingelt´s, ich muss erst mal nachsehen wer das
ist.
Du lieber Himmel, wir kriegen Neuzugänge. Sieben Katzen
stehen vor der Tür und müssen dringend aufgenommen
werden, weil Ihre Besitzerin sie nicht in die neue Wohnung
mitnehmen kann. Zum Glück ist die Unterkunft für
sie schon vorbereitet.
Vorsichtig sehen sich die Neuen in dem Zimmer um. Wenn die
Sieben erst wüssten, was in den nächsten Tagen alles
auf sie zukommt: da wären: Ungezieferbehandlung, Wurmkur,
Kastration und Impfung.
So, wo war ich stehen geblieben? Ach ja, beim Wäsche
zusammenlegen. Wir sind zwar sehr reinliche Tiere, trotzdem
fällt jede Menge schmutzige Wäsche an. Die Waschmaschine
läuft dann den ganzen Tag.
Jetzt klingelt´s ja schon wieder. Geht denn mal jemand
an die Türe? ...Au Backe, hier liegt ein echter Notfall
vor. Eine schon etwas betagte Katzendame wird gebracht. Sie
ist zugelaufen und wiegt nur noch 2kg. An den Hinterbeinen
fehlt das Fell. Hoffentlich kann unsere Tierärztin hier
helfen ...
Frau Doktor ist ja auch schon da. In der ganzen Aufregung
habe ich das gar nicht mitbekommen. Sie untersucht unsere
Kranken, schreibt Medikamente auf und sorgt dafür, dass
wir uns gesundheitlich gut entwickeln. Die Neue
wird morgen in der Praxis ganz gründlich untersucht.
Irgendwann ist auch Schichtwechsel. Jetzt haben meine Menschen
mal Zeit, um mit uns zu kuscheln, schmusen und spielen. Den
Älteren und etwas Schüchternen gefällt das
ganz sehr. Mir übrigens auch. Die Jüngeren dagegen
haben nur Flausen im Kopf. Sie verwechseln die Menschen nämlich
mit Kratzbäumen. Das sollte mal unsereins machen!
Im
Nu ist es Nachmittag geworden und es wird wieder Zeit, dass
wir ans Essen denken. Die ganz Kleinen benutzen das Trockenfutter
inzwischen als interessantes Spielzeug und tapsen in die Futternäpfe.
Auch das letzte Krümel wird noch verputzt. Die Katzenmama
passt inzwischen auf, dass ihre Kinder in Ruhe fressen können.
Die anderen suchen sich ein warmes Plätzchen bei ihrer
Mama. Wer etwas später kommt, steigt einfach über
seine Geschwister drüber weg und drängelt sich in
die Mitte.
Unsere Kleinste hat sich eine Mama ganz alleine geschnappt
und ist rundum zufrieden. Jetzt bin ich bei unseren Jüngsten
direkt ins Schwärmen gekommen und habe meinen Menschen
glatt vergessen. Der muss ja noch unsere Besucher empfangen
und uns in ein neues Zuhause vermitteln.
Was, es ist bereits 17.00 Uhr? Vor
der Eingangstür warten schon viele Menschen darauf, dass
die Sprechstunde beginnt. Mancher kommt schon mit dem festen
Vorsatz, einen von uns mit zu sich nach Hause zu nehmen. Andere
wollen nur schauen oder bringen eine Spende vorbei, meistens
ist es Futter. Zwei Stunden lang haben wir geöffnet und
tatsächlich haben in dieser Zeit drei meiner Freunde
eine neue Familie gefunden.
Wenn der letzte Besucher gegangen ist, kann ich mich beruhigt
in mein Körbchen zurückziehen und meine wohlverdiente
Ruhe genießen. Wer weiß, vielleicht begegnen wir
uns mal in unserem Tierasyl.
Eine Sache habe ich ja noch ganz vergessen, und die liegt
mir sehr an meinem Katzenherzen: Ein ganz großes
Dankeschön an alle, die uns rund um die Uhr betreuen
und immer für uns da sind.
Euer Konrad
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